Boss Open 2025: Ein Blick hinter die Kulissen – Mit der Leica M240 beim Finaltag in Stuttgart

Boss Open 2025: Ein Blick hinter die Kulissen – Mit der Leica M240 beim Finaltag in Stuttgart

Zwischen Tennis, Tradition und Technik

Es ist Sonntag, der 15. Juni 2025, und während auf dem Centre Court des TC Weissenhof in Stuttgart die Profis um den Turniersieg der Boss Open kämpfen, lenke ich meine Aufmerksamkeit auf das, was abseits der Kameras geschieht. Als Fotograf und leidenschaftlicher Beobachter des Unscheinbaren war es mein Ziel an diesem Finaltag, nicht das klassische Sportfoto zu machen, sondern das Leben hinter dem Spektakel festzuhalten – mit meiner Leica M240.

Besonders interessiert hat mich an diesem Tag, was keine offizielle Kamera zeigt. Die kurzen Begegnungen, der Blick der Volunteers, das konzentrierte Innehalten eines Balljungen oder der Sonnenstrahl, der sich im Schweiß auf der Stirn eines Linienrichters bricht. All das macht das Turnier zu mehr als nur einem sportlichen Wettbewerb – es wird menschlich.

Die Bühne – Weissenhof zwischen Noblesse und Nostalgie

Die Boss Open zählen zu den traditionsreichsten Rasenturnieren Europas. Der Weissenhof strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus, die irgendwo zwischen britischer Tennis-Etikette und schwäbischem Sportsgeist liegt. Die Anlage ist stilvoll und gepflegt, aber dennoch bodenständig. Diese Ambivalenz prägt auch meine Fotomotive.

In den frühen Morgenstunden streife ich über das Gelände. Die Tribünen sind noch leer und der Rasen ist frisch geschnitten. Ein Volunteer hängt die Sponsorenbande neu auf, während ein älterer Herr die weißen Linien sorgsam mit Kreide nachzieht. Mit meiner Leica an der Hüfte suche ich genau diese ruhigen, fast meditativen Szenen.

Ein älteres Ehepaar, das seit Jahrzehnten Stammgast ist, nippt an seinen Thermobechern. „Wir kommen immer zum Finale“, erzählen sie mir. Mein Foto von ihnen: Zwei Menschen, eingerahmt von Patina und Tennisgeschichte.

Leica M240 – Der bewusste Blick

Viele fragen mich: „Warum fotografierst du mit einer Leica M240, wenn du doch auch schneller, moderner und bequemer arbeiten könntest?” Die Antwort liegt in der Entschleunigung. Die M240 zwingt mich, bewusst zu sehen, zu fokussieren und zu warten.

Ich fotografiere meist mit einem 35-mm-Summicron-Objektiv. Kein Zoom, kein Autofokus. Dadurch entsteht Nähe – echte Nähe. Die Menschen reagieren anders, wenn kein riesiges Objektiv auf sie zielt. Die Interaktion wirkt persönlicher, fast analog.

Gerade bei einem Event wie den Boss Open, wo viele mit Teleobjektiven auf das Spielfeld halten, ist mein Zugang ein anderer. Ich bin auf Augenhöhe mit dem Ordner, der im Schatten steht, mit dem DJ, der die Musik zwischen den Matches einspielt, und mit dem Techniker, der Kabel neu verlegt.

Zwischen Momentaufnahme und Dauerzustand

Im Laufe des Tages entstehen viele Serien, wie zum Beispiel:

  • In der Pause sind die Volunteers, eine Gruppe junger Mädchen mit Sonnenbrillen, zu sehen, die sich gegenseitig mit Sonnencreme versorgen.
  • Die Catering-Crew bereitet exakt 23 Tabletts mit Erdbeeren und Sahne zu, ohne je auf das Spielfeld zu schauen.
  • Ein Kameramann, der in einer unbeobachteten Minute ein Foto von der Szenerie mit seinem Handy macht – ganz privat.
  • Zwei Sicherheitskräfte, die sich in einem unbeobachteten Moment ein Sandwich teilen und dabei lachen.
  • Ein Physiotherapeut bedankt sich bei einem Spieler mit einem kurzen Schulterklopfen – kein Wort, nur Geste.

Mir fällt auf, dass die kleinen Geschichten sich nicht durch große Gesten, sondern durch Haltung erzählen. Wer genau hinsieht, erkennt, wie viel Stolz, Anstrengung, aber auch Freude in diesen Momenten stecken.

Das Publikum – Stil trifft Leidenschaft

Gegen Mittag füllen sich die Ränge. Die Sonne brennt, die Hüte werden größer. Zwischen den VIP-Lounges und den Fantribünen herrscht ein bunter Mix.

Ich beobachte zwei Teenager, die Selfies machen, während hinter ihnen ein pensionierter Herr mit Fernglas steht. Eine Frau im Boho-Kleid reicht ihrer Tochter ein Eis. Ich fotografiere unauffällig und immer mit Respekt. Denn genau das ist die Stärke der Leica: Sie erlaubt es, nah dran zu sein, ohne aufdringlich zu wirken.

Zwischen den Punkten wird applaudiert, genickt und gelächelt. Und man redet miteinander. Die Boss Open sind ein gesellschaftliches Ereignis ohne die Arroganz anderer Großveranstaltungen. Vielleicht liegt genau darin der Reiz.

Der Moment des Sieges – und was danach kommt

Während das Finale seinem Höhepunkt entgegengeht, zieht es natürlich auch mich in den Bann. Doch ich widme mich weiterhin dem Randgeschehen.

Die Security steht hinter dem Pokal. Der Turnierleiter, der nervös auf sein Handy schaut. Die Ballkinder, die sich gegenseitig Glück wünschen, als ob sie gleich auf die Bühne müssten.

Dann: Matchball! Jubel. Konfetti. Doch ich fotografiere den stillen Moment danach: den Spieler, wie er minutenlang allein auf seinem Stuhl sitzt, in sich gekehrt, mit einem Handtuch über dem Gesicht.

Nach dem Applaus

Als sich die Menge langsam leert, wird die Stimmung fast sentimental. Das Team beginnt mit dem Abbau. Banner verschwinden, Wasserflaschen werden eingesammelt und Rasenkanten begutachtet.

Ich treffe eine Mitarbeiterin, die seit 15 Jahren bei den Boss Open arbeitet. Sie sagt: „Für uns ist Sonntagabend immer der schönste Moment, denn dann wissen wir, dass wir es geschafft haben.“

Ich fotografiere sie vor einem leeren Center Court. Im Hintergrund ist das verblassende Logo auf dem Rasen zu sehen – ein letzter Blick auf eine Woche voller Arbeit, Schweiß und Sonne.

Mehr als Sportfotografie

Dieser Finaltag hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, mit offenem Blick durch die Welt zu gehen. Die Leica M240 ist für mich dabei nicht nur ein Werkzeug, sondern auch eine Haltung.

Die entstandenen Bilder sind keine Action-Shots. Es sind Porträts einer Atmosphäre.

Wenn Ihr Lust habt, durch meine Galerie zu blättern, lade ich Euch herzlich ein, auf www.mallorcawithaview.com vorbeizuschauen. Vielleicht entdeckt Ihr ja auch Euren Lieblingsmoment – irgendwo zwischen Erdbeere, Schweißperle und Sonnenstrahl.

Noch ein Tipp für Fotografie-Enthusiasten: Wenn ihr selbst mit einer Leica fotografiert oder darüber nachdenkt, dann fragt euch weniger nach der Technik, sondern vielmehr nach dem „Warum”. Denn erst, wenn ihr mit echtem Interesse auf Menschen blickt, wird ein Foto mehr als nur ein Bild.

Vielen Dank fürs Lesen – wir sehen uns am Spielfeldrand.

Euer Alexander

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